BESTANDSGESCHICHTE

Im gleichen Jahr als Johannes Calvin 1559 die Genfer Akademie ins Leben rief, wurde zeitgleich in Emden eine theologische Bibliothek begründet. Der Kirchenälteste Gerhard tom Camp, der in seiner Jugend in der Schweiz Theologie studiert hatte, hinterließ der reformierten Gemeinde Emdens seine Büchersammlung. Diese war zunächst in einem Pfarrhaus in der Kirchstraße untergebracht, bis Emden 1570 von der Allerheiligenflut ereilt wurde. In der Stadt gab es aufgrund der verheerenden Flutkatastrophe große Schäden und auch die neu eingerichtete Bibliothek war davon stark betroffen, so dass ein großer Teil der damals vorhandenen Bücher verloren ging. Einige wenige Bücher, die von der Flut verschont geblieben waren bzw. gerettet werden konnten, bewahrte der Kirchenrat dann in der Konsistorienstube der Großen Kirche auf. Als der Theologe und Reformator Albert Hardenberg 1574 starb, hinterließ auch er seine Bücher der Gemeinde, die dann seit 1578 in einem eigens dafür eingerichteten Bibliothekssaal untergebracht wurden.

Im Laufe der Zeit kamen immer wieder Neuzugänge dazu. So hinterließ der Emder Bürgermeister Petrus Medman, der über 30 Jahre die Geschicke der Stadt im 16. Jahrhundert gelenkt hatte, den Emdern 1584 seine Bücher. Anfang des 17. Jahrhunderts setzten auch Vertreter der Stadt Emden sich verstärkt für den Ausbau der Bibliothek ein. So wurde nach dem Tode Friedrich Salmuths (1592-1625) ein Großteil seiner Bücher von der Witwe angekauft. Einige darunter stammten aus dem Nachlass seiner Vorfahren, die sich als Universitätsprofessoren und Reformatoren in Sachsen einen Namen gemacht hatten, wie z.B. der Urgroßvater Salmuths, Johann Pfeffinger, der als Reformator Leipzigs gilt.

Später wurde auch die juristische Bibliothek des ehemaligen Emder Syndicus Geldericus Crumminga, die der Stadt Emden gehörte, der Bibliothek in der Großen Kirche eingegliedert. Die Theologische Literatursammlung des Fürstenhauses Ysenburg-Büdingen befindet sich ebenfalls im Bestand. Nicht immer waren es theologische Bücher, die den Weg in die Regale fanden. 1944 z.B. vermachte der Gymnasialprofessor Friedrich Ritter seine gut sortierte landeskundliche Bibliothek der Großen Kirche. Bibliophile Kostbarkeiten aus der Sammlung Johann Philipp Janssen und Werke des Druckgraphikers Otto Rohse gehören heute zum Bestand wie auch die land- und seekartographische Bibliothek von Arend W. Lang.

Sammlungsschwerpunkt ist aber nach wie vor Literatur zum reformierten Protestantismus und zur Konfessionsgeschichte der Frühen Neuzeit. Die Bibliothek hat dazu in den letzten Jahren, unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, viele Neuerwerbungen tätigen können, so dass der Buchbestand heute bei etwa 160 000 Bänden liegt.