Das macht Sinn
Täglich höre ich im Radio oder Fernsehen, meistens in spontaner Rede, den Satz: Das macht Sinn. Fern davon, ihn abschaffen zu wollen, was naiv wäre, elektrisiert er mich doch jedes Mal. Er ist ein Anglizismus von this makes sense, der immer tiefer in den Wortschatz der Alltagssprache eindringt. Das ist völlig normal. Seit langem kennen wir das Büro und dürfen französisch bureau sogar kreuzfalsch schreiben, was im Fall der Füsik noch verboten, der Fotografie aber bereits erlaubt ist; gerade eben meldet sich mein Korrekturprogramm automatisch zu Wort …
Was mich elektrisiert, ist das Denken hinter dem Satz. Deutsch wäre, ebenso spontan: Das ist sinnvoll. Einerseits wird das Wort Sinn trivial, wenn Sinn machbar sein soll. Sinn wird nicht gemacht, sondern ist unverfügbar, nämlich gegeben oder genommen wie bei Hiob, aber nicht von denen, die das gerne täten. Sinn ist weder machbar noch eine Machtfrage. Die Machbarkeit von Sinn entspricht der Haltung des homo faber, alles für machbar zu halten und sich wie der Schöpfer zu benehmen.
Andererseits ist das Wort Sinn in meinen Ohren immer religiös oder theologisch: religiös als Sehnsucht, etwas möge sinnvoll sein, oder theologisch als Zusage, etwas enthalte als Grund des Seins unverfügbaren Sinn.
MK