Sehnsucht nach deinem Licht

Reimpredigt zu Jesaja 2, 1-5


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Gottes Wort weist den Weg zum Frieden – in uns und in der Welt. Für Gerechtigkeit, für Frieden, für ein Licht, das unsere Wege hell macht

Friede sei mit euch von dem der da ist und der da war und der da kommt!
Ich trag’ euch wieder Verse vor, wie es dem Inhalt und der Dichtkunst frommt.
Sie sind nicht eigens den Jubel-Konfirmand:innen dediziert,
sondern auf die gesamte Gemeinde hin meditiert.

Im zweiten Kapitel des Buches Jesaja steht geschrieben, was heute auszulegen ist.
Dies zu bereimen erlaub’ ich mir, liebe Geschwister, nach angemessener Wartefrist!

Es kommt einst eine Zeit, Leute: Macht euch bereit!
Eine Zeit steht bevor, die anders ist als je zuvor.
Niemand weiß, was geschieht, nur der Seher - er sieht:
Jeshajahu heißt er, “Sohn des Amoz” ist er,
Er empfing Offenbarung, hat darin schon Erfahrung,
was ihm Gott sagen will über Juda und Israel.

Eines Tages, so heißt es, wird der Berg Gottes dasteh’n
wie ein unerschütterliches Bollwerk - und ein jeder kann’s seh’n.
Alle anderen Berge wird er überragen, und einer wird zu dem anderen sagen:
“Lasst uns hingeh’n, wir alle steigen hinauf!” -
Und dann beginnt ein wilder Lauf.

Alle Völker strömen zum Zion hin
auf der Suche nach Wahrheit, nach Werten und Sinn.
Gottes Weisung ist, was ein jeder begehrt,
weshalb sich nun alles zu Jahwe hinkehrt,

zum Haus, da der Gott Jakobs wohnt,
der auf dem Berge Zion thront
und den Menschen Weisung zum Leben gibt,
weil er seine Geschöpfe nun einmal liebt.

Das weiß man in allen Völkern der Erde
und nicht nur in Gottes ganz eigener Herde.
Jedermann strebt danach zu erfahren,
was gut ist, um dann dieses Wissen zu wahren

und in richtiges Tun zu übersetzen,
nicht eine der Regeln mehr zu verletzen.
Man bringt seine Streitfälle vor den Herrn,
und richtet sich nach dem, was er urteilt, gern.

So werden Pflugscharen aus Schwertern geschmiedet
und Speere aus ihrem Dienst verabschiedet;
statt dessen hantiert man mit Winzermessern,
in kleinen Schritten die Welt zu verbessern,

den Krieg zu verlernen, statt Angriff zu führen,
den Frieden als Weg in die Zukunft zu küren.
Auf, Nachkommen Jakobs, zum Licht und zur Sonne,
dem Herrn nachzufolgen ist Freude und Wonne!

So weit unsre biblische Textgrundlage:
Optimistisch der Grundton, keine Totenklage.
Ich widme mich inhaltlich drei Aspekten,
jeweils entfaltet in verschiedenen Projekten.

Um die Völkerwallfahrt geht’s zu Beginn.
Dann frage ich, was eigentlich der erhoffte Gewinn
all derer, die Gottes Weisung begehren:
Was ist der Inhalt von diesen Lehren?

Und schließlich geht es um das Ende des Krieges,
um das Schweigen der Waffen anstelle des Sieges.
Wie können wir solches jemals erreichen?
Dass die Völker in Eintracht beieinander wohnen -
dies anzustreben könnte sich lohnen.
Unser Eigensinn müsste der Liebe nur weichen.


1 Jerusalem, du Stadt aus Gold, du Zankapfel des Morgenlandes!
Seit Alters her bist du umkämpft, belagert und begehrt.
Ist dein Besitz viel tausend Menschenleben wert?
Mir scheint’s ein Fall verblendet’ Unverstandes.

Warum gibt’s keinen Frieden innert deiner Mauern?
Drei Religionen nennen dich die heil’ge Stadt.
Voller Erinnerungen - Emotionen satt.
Man könnt’ gemeinsam beten, statt sich zu belauern.

Doch Klagemauer, Kirchen und Moscheen,
die Ehrfurcht wahrhaft Gläubigen gebieten,
dienen als Vorwand denen, die in Streit gerieten:
Man will die fremden Pilger dort nicht seh’n.

Heut ist das so und schon seit langer Zeit.
Auch damals hat es Eifersucht und Neid gegeben.
Man konnte nicht im Frieden miteinander leben,
zwischen Hebräern und den Heiden schwelte Dauerstreit.

Doch Gott macht deutlich: “Ich hab’ andre Pläne.
Zion ist mein Besitz, zu Gast sind die Nationen -
egal ob nebenan, ob fern sie wohnen.”
Auch, wenn er lächelt, zeigt er uns die Zähne.

Doch lächelt er tatsächlich, und er lädt uns ein 
- all die Verlorenen, die keine Peilung haben,
dürfen gemeinsam sich an seinen Worten laben;
niemand wird seiner Audienz unwürdig sein.

So werden sie sich auf den Weg einst machen,
und an den Lippen Gottes hängen, sein Wort zu studieren.
Und dies wird sie vom Eigensinn kurieren:
Ihm zu begegnen, wird stärken die einst Schwachen.


Und Gottes Weisung: was hat’s damit auf sich?
Man spricht von “dem Gesetz”, den 10 Geboten.
Das wirkt veraltet, lustfeindlich und staubig;
man meint, ein fröhlich Leben sei verboten.
Das kann nicht sein, das wäre ja ganz grausig!

Ist Gottes Zeigefinger tatsächlich erhoben?
Wir wollen klären, was die Thora ist,
die alle Welt vom Zion wird vernehmen.
Der Wille Gottes ist mehr als ihr wisst,
und als Gefängnis fühlt. Doch nicht, euch zu beschämen,
zitiere ich Psalm 119, der durchmisst
das Gotteswort mit seinen vielen Themen.

O selig sind, die in Aufrichtigkeit
vor ihrem Gott zu wandeln sich bestreben,
die sein Gesetz bewahren allezeit
und immer acht auf Gottes Zeugnis geben.
Heil, wer ihn sucht, von Herzen ihm sich weiht!
Er findet Gott, und seine Seel’ wird leben.

Heil denen, die in seinen Wegen geh’n
und folgen Gott, wie er sie führt im Stillen,
kein Unrecht tun und immer auf ihn sehn
und merken stets auf seinen heilg’en Willen!
Herr, du gebietest – lass es uns versteh’n –,
dein heil’ges Recht mit Eifer zu erfüllen.

O möcht’ mein Weg dir ganz geheiligt sein
und ich hier stets nach deinen Rechten wallen.
Ich will mich dir von ganzem Herzen weih’n.
Richt meinen Gang nach deinem Wohlgefallen!
Sieht, Herr, mein Aug’ auf dein Gesetz allein,
so werd ich nie in Spott und Schande fallen.

Ich danke dir aus meines Herzens Grund,
dass du willst selbst Gerechtigkeit mich lehren.
Ich lerne nun das Wort aus deinem Mund,
wonach ich dich in deinem Reich soll ehren.

Ich richte mich nach deinem Recht und Bund.
Verlass mich nicht! Ach, wer kann dich entbehren?
Herr, lass mein Aug’ in deinem Lichte sehn,
zeig mir den Weg, den deine Rechte lehren.
Dann will ich treu ihn bis ans Ende geh’n,
gib mir Verstand, auf dich allein zu hören.

Ach, möcht’ mein Herz doch dein Gesetz versteh’n,
mein Fuß sich nie von deinem Wege kehren.
Gott ist mein Teil. Ich sag’s mit frohem Mut.
Mein Herz bewahrt dein Wort, danach zu leben.
Ich bete, fleh und fühl, wie wohl es tut,
wenn ich dich kann von Herzen froh erheben.
Sei gnädig, Herr, du bist ja ewig gut.

Nach deinem Wort wirst du mir Leben geben.
Oft denk ich nach, wohin mein Weg mich führt.
Mein Fuß soll stets nach deinem Zeugnis gehen,
weil sonst mein Pfad im Dunkel sich verliert.
Ich säume nicht, ich eile fortzugehen.
Da dein Gebot mir zeigt, was mir gebührt,
so will ich fort, hier gilt kein Stillestehen.

Ich weiß es, Herr: Gerecht ist dein Gericht,
demütigst du, ich sehe deine Treue.
Ja, sie verlässt mich, wenn ich leide, nicht.
Herr, deine Gnad’ erquicke mich aufs neue.
Sie sei mein Trost, wie mir dein Mund verspricht,
dass sich dein Knecht im Leid an dir erfreue.

Dein Wort, o Herr, besteht in Ewigkeit,
im Himmel fest, muss es auch hier bestehen.
Wir Väter sind durch deine Treu erfreut,
und Kindeskind wird sie bewahret sehen.
Der Erdball steht von Anbeginn der Zeit,
du gründest ihn, er bleibet feste stehen.

Dein Wort ist meinem Fuß ein helles Licht,
die Leuchte mir auf allen meinen Wegen,
wo ohne sie mir alles Licht gebricht.
Ich schwör’s und will mit Ernst den Eid erwägen,
dir treu zu sein und dein gerecht Gericht
tief meinem Geist zur Warnung einzuprägen.

Mein Auge sehnt sich, Gott, nach deinem Licht.
Ach, dass es bald dein Heil erblicken möchte!
Sieh, wie’s dein Wort nach deinem Recht verspricht,
so handle, Herr, in Huld mit deinem Knechte.
Verlass mich nicht mit deinem Unterricht
und führe mich in deine heil’gen Rechte!

Du bist auch nahe mir, mein Herr und Gott,
wenn Feinde nah’n, um wider mich zu streiten.
Ganz Wahrheit ist dein heiliges Gebot
und wird sein Licht noch rings umher verbreiten.
Dein Zeugnis steht bewährt in Not und Tod
und wird besteh’n in alle Ewigkeiten.

Gib Leben mir, dann lob und preis ich dich,
auch im Gericht wirst du mir Heil gewähren.
Ein irrendes, verlor’nes Schaf bin ich,
mein Hirte, lass mich deine Stimme hören!
Ich bin ja doch dein Knecht, ach suche mich!
Nie lass ich ab, Herr, dein Gebot zu ehren.

 

Frieden mit Gott hat Jesus Christus uns geschenkt.
Zum Frieden auf Erden werden wir vom Himmlischen gelenkt.
“Die Waffen nieder!” - “Verdorren soll die Hand dem, der zur Waffe greift!”
Dieser Vorsatz, vor 80 Jahren gesprochen, ist noch immer nicht gereift

zur allgemeinen Maxime unseres Handelns.
Sie werden nicht mehr lernen, Krieg zu führen,
sagt’ einst Jesaja seinen Leuten - und wir spüren:
Die alten Worte sind noch immer für uns Zukunftsklang,
wir hoffen weiter - doch es währt so furchtbar lang,
zu ändern die Routinen unsres Wandelns.

Es kostet Mut, die Rüstung abzulegen.
Es kostet Kraft, zu sagen: “Ich will leben.
Und du sollst auch am Leben bleiben.
Ich will dich nicht in dein Verderben treiben
und selber in Verzweiflung enden.”

Gott, gib uns Mut, den ersten Schritt zu gehen,
lass uns wahrhaftig sein, auf beide Seiten sehen!
Aufrüstung tötet, auch wenn kein Schuss fällt.
Abrüstung und Verhandlungen braucht die Welt.
Lasst uns vertrauen darauf, dass es sich lässt wenden!


Stephan Schaar