Der Heidelberger Katechismus und die Kirchenpolitik des Kurfürsten Friedrich III.

Was waren die Ziele und Motive, die sich mit der Einführung des Katechismus verbanden?

Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz; Darstellung an Fassade des Schlosses Heidelberg; ©Foto: Siller2012 Ein innenpolitisches und ein außenpolitisches Ziel sieht Prof. Dr. Andreas Mühling in dem "klaren kirchenpolitischen Konzept", das der Kurfürst "mit seinem "Katechismusprojekt" verfolgte: 1) eine "gesellschaftliche Normierung der Kurpfälzer Bevölkerung" mit dem Wertekanon des Katechismus; 2) die Herbeiführung eines außenpolitischen Ausgleichs mit einflussreichen lutherischen Ständen auf Reichsebene.

Das Ziel, einen "Modernisierungsschub" in seinem Herrschaftsgebiet voranzutreiben, sieht Andreas Mühling in dem Anliegen des Kurfürsten, seinen Untertanen eine Maxime zum Leben mit "Zucht und Erbarkeit und alle(n) anderen gute(n) Tugenden", so im Vorwort zum Katechismus, zu geben.
Der Katechismus solle "durch eine ethische Grundlegung in Bildung, Wissenschaft und Kirche die gesellschaftliche Normierung der Kurpfälzer Bevölkerung erreichen." Hinter dieser Forderung stünde das Ziel, formuliert Mühling modern, einen "'Modernisierungsschub' im Herrschaftsgebiet - konkret in Universität, Schulwesen, Verwaltung, Wirtschaft, Armee und Kirchen - auszulösen." (Vgl. Mühling, Anmerkungen, 39). Neben diesem auf die Kurpfalz gerichteten Ziel des Herrschers sieht Mühling auch das außenpolitische Anliegen der kurfürstlichen Kirchenpolitik: einen auf Versöhnung zielenden Ausgleich mit den lutherischen Ständen im Reich:
"Angesichts der für die Pfalz bedrohlichen Versuche Christophs von Württembergs, in den Jahren 1562 bis 1565 die protestantischen Fürsten zu einem antipfälzischen Bündnis zusammenzuführen, sollte der Heidelberger Katechismus somit ein Versuch sein, außenpolitisch die Schärfe aus der Diskussion mit den führenden lutherischen Reichsständen zu nehmen."  (Vgl. a.a.O., 40).   

Quelle Zitate: Anmerkungen zur reformierten Katechismusbildung. Von Prof. Dr. Andreas Mühling (Trier),
in: epd-Dokumentation 39/2012: Katechismen der Reformationszeit (Theologischer Arbeitskreis für reformationsgeschichtliche Forschung der Union Evangelischer Kirchen in der EKD), 37-41
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weiter führende Links / Texte:

Entstehung, Zielsetzung, Rezeption
Von Andreas Mühling, Trier

Quelle Foto: www.heidelberger-katechismus.net/8407-0-227-50.html


bs, 10. Oktober 2012