'Suchender Gott, unsere Tage sind voll von deinen Zeichen'

Gottesdienst am Küchentisch. am 3. Sonntag nach Trinitatis 20. Juni 2021


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Von Kathrin Oxen

Wo zwei oder drei versammelt sind, da ist Jesus Christus mitten unter ihnen. Gott sei Dank. Das heißt: Auch, wenn derzeit nicht wie gewohnt Gottesdienste stattfinden, wird überall auf der Welt weiter gebetet, gesungen, hört Gott zu und ist nah. Wir möchten Ihnen hier ein paar Anregungen geben, wie Sie diese Zeit gestalten können.

Was man braucht: Mindestens eine Person. Eine Kerze. Eine Bibel. Vielleicht ein Gesangbuch. Ein kleiner Tipp: Es fällt leichter, wenn man sich einen festen Zeitpunkt setzt. Zum Beispiel am Sonntagmorgen.

Zu Beginn: Kerze anzünden

Eine*r:
Die Glocken läuten und laden ein zum Gebet. Jesus sagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ – Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten, miteinander verbunden über alle Entfernung. Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Alle:
Amen.

Gebet zum Eingang

Eine*r:
Jesus, unser Bruder, such uns,
wenn wir uns verlieren an Nichtigkeiten,
wenn wir uns verstecken
vor unserer Verantwortung,
wenn wir fliehen aus der Realität.
Finde uns hinter unseren Fassaden,
in unseren Ängsten,
in unserem geheimen Schmerz.
Bring uns zurück
in deine tröstliche Nähe,
führe uns in heilende Gemeinschaft
mit anderen Menschen.
Begleite uns in neue Freiheit.
(Sylvia Bukowski)

Psalmgebet Psalm 103 (nach einer Übertragung von Hanns Dieter Hüsch)

Ein*er:
Wenn mich Freude erfüllt,
mein Herz und alle meine Sinne erfasst,
Gott, dessen will ich mich erinnern.

Alle:
Wenn du mir das Schwere aus
meinen Leben nimmst,
dafür will ich dir danken.

Eine*r:
Wenn du mich nicht niederdrückst,
sondern mein Leben beschützt
und bewahrst
und vom Vererben erlöst,
dann erfahre ich dein Heil an
Leib und Seele.

Alle:
Du machst meinen Mund fröhlich
und ich kann wieder singen.
Und obwohl ich schon viele
Tage und Jahre zähle,
wird meine Seele leicht

Eine*r:
Ich kann wieder atmen,
als sei ich neu geboren.
Ich werde wieder jung wie ein
Adler und schwinge mich zum
Himmel empor

Alle:
Der Himmel hält mich mit seiner Gnade
und sein Erbarmen behütet
mich mit seiner Güte.

Ein*er:
Seine Barmherzigkeit berührt
mein Herz,

und die Schläge meines Herzens schlagen
den Takt zu seinem Lob:
Ich danke dir Gott, dass ich bin.

Heute kann gesungen werden:
EG 289 Nun lob, mein Seel‘, den Herren oder EG 353 Jesus nimmt die Sünder an

Eine*r liest das Evangelium für den Sonntag Lukas 15, 1-3.11b-32

Eine*r liest die Predigt zu Lukas 15, 1-10

Glaubensbekenntnis (nach Dietrich Bonhoeffer)

Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.

Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten. Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Schicksal ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.

Fürbittengebet

Suchender Gott, unsere Tage
sind voll von deinen Zeichen,
Winken, mit denen du uns aus
der Fremde ruft.
Unablässig suchst du uns,
die wir verloren gegangen sind,
und wir finden allein den Weg
nicht mehr zurück.
So bitten wir dich für alle,
die nicht mehr nach dir fragen,
die dich nicht vermissen – und
doch vermissen,
die sich sehnen nach einer Wahrheit,
die weiter trägt als die eigenen Gedanken.
Wir bitten dich für alle,
die sich ihrer Sache sicher sind,
die meinen, sich selbst genug zu sein,
die Andersdenkenden und Andersglaubenden nicht mehr zuhören können.
Wir bitten dich für alle,
die sich selbst fremd geworden sind,
die gefangen sind in Lebensumständen,
die ihrer Seele schaden,
die gehetzt und getrieben
und bevormundet sind
oder zum Stillhalten verdammt.
Wir bitten dich für alle,
die vereinsamt sind
in Krankenhäusern und Pflegeheimen
und stillen Wohnungen,
die sich vergessen fühlen,
von niemandem gebraucht und
von niemandem vermisst,
die nicht mehr an deine und unsere
Nähe glauben können.
Wir bitten dich für uns selbst,
die wir deine Nähe so andauernd übersehen,
die wir nicht antworten,
wenn du dich nach uns sehnst
und uns suchst,
Wir sind doch ohne deine Liebe verloren.
Gefunden von dir
in der Tiefe unserer Gottesferne, dir nah,
erwacht im Atem deines Geistes,
so lass uns leben mit dir,
suchender Gott.
Wir bergen uns in dir und beten:

Vater unser

Segen

Alle öffnen die Hände. Eine*r oder alle gemeinsam sagen:

Gott, segne uns und behüte uns.
Lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns Frieden.
Amen.

Hier könnte man gut noch ein Lied singen,
z.B. EG 170 Komm Herr, segne uns
oder EG 171 Bewahre uns, Gott

Kerze auspusten

Nehmen Sie sich ein bisschen Zeit nach dem Gottesdienst. Widerstehen Sie der Versuchung, sofort zur Tagesordnung überzugehen. Vielleicht ist jetzt gerade eine gute Gelegenheit, weiter über das zu sprechen, was Sie bewegt.


Kathrin Oxen
Jeden Sonntag: Gemeinsam unterwegs in besonderen Zeiten - von Kathrin Oxen

Kathrin Oxen, Moderatorin des Reformierten Bundes, gibt Ihnen auf reformiert-info.de jeden Sonntag Materialien für den Gottesdienst für Zuhause, dazu eine aktuelle Predigt.