Provokation
Herausforderung
Provokation
Gegen Gender-Verbote in Sachsen und Bayern argumentiert der katholische Moraltheologe Gerhard Marschütz in einem Interview mit der tageszeitung (taz):
„Man kann nicht nicht gendern, würde ich in Anlehnung an Paul Watzlawick sagen. Man hat immer ein bestimmtes Verständnis von Geschlecht, das man in die Sprache einbringt. (...) Wenn eine dritte Geschlechtsoption verbindlich zugesagt ist, dann ist die Frage, wie sich das sprachlich zeigt. Und nichts anderes wird versucht mit einem Doppelpunkt oder Unterstrich. Es ist der Versuch, über Sprache Anstand und Höflichkeit auch jenen gegenüber zum Ausdruck zu bringen, die sich in einer geschlechtlich-binär strukturierten Sprache nicht wiederfinden.“
Das ganze Interview unter: https://taz.de/Moraltheologe-ueber-Gender-Verbot/!5996645/
Georg Rieger RefApp
Die Doktorarbeit der Vizechefredakteurin der Süddeutschen Zeitung Alexandra Föderl-Schmid wurde von der Universität Salzburg überprüft. Wie kaum eine andere Rehabilitation ging diese durch die sozialen Medien. Das dürfte eine Reaktion auf die vorausgegangenen Ereignisse sein.
Julian Reichelts Nius-Portal hatte den Plagiatsjäger Stefan Weber auf sie angesetzt. Der behauptete sehr bald, alles Mögliche an Plagiaten gefunden zu haben – in Föderl-Schmids journalistischer Arbeit und in ihrer Promotion.
Medial wurde der Fall so hochgekocht, dass Föderl-Schmid Anfang Februar ankündigte, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Sie wurde dann zum Glück nach vielen Stunden Ungewissheit lebend gefunden. Auch diese Meldung führte zu hämischen Kommentaren.
Der Grund für die Schmutzkampagne, die sich jetzt als haltlos erwiesen hat, ist die Tatsache, dass die SZ über Plagiatsvorwürfe gegen Alice Weidel berichtet hatte – ausführlich, aber abwägend und nicht vorverurteilend.
Georg Rieger RefApp
Ostern bringt in den sozialen Medien viel Humoriges zu Tage, aber auch Hohn und Spott. joni beklagt auf bluesky die fehlenden Zwischenschritte zwischen Kreuzigung und farbigen Ostereiern und bekommt viele lustige Lösungsvorschläge (tatsächlich auch schlaumeierische Erklärungen). Wenig Verständnis gibt es in social media für das Tanzverbot aber auch einen witzigen Kompromissvorschlag: Tanzen ja, aber dabei traurig schauen (Postillon).
Johann van de Bron fragt sich, wie "man einem Außerirdischen das Christentum erklären würde, ohne dabei zu lachen". Aber warum denn nicht lachen? Manche unserer religiösen Gewohnheiten sind doch objektiv betrachtet wirklich komisch. Die Rabbi-Witze im Judentum sind ein gutes Vorbild dafür, dass sich Religionen auch über ihre eigenen Inhalte und Gewohnheiten lustig machen können ohne sich damit einen Zacken aus der Krone zu brechen.
An Ostern im Gottesdienst einen Witz zu erzählen, war in manchen Regionen jahrhundertelang selbstverständlich. Dieser Brauch hat gerade wieder Konjunktur. Wenn, dann bitte eben von dieser Qualität: Nicht über Andere lustig machen, sondern über sich selbst!
Georg Rieger, Nürnberg
Gleich zweimal Aufregung um die Bekleidung der Fußball Nationalmannschaft: Erst das rosa-blaue Auswärtstrikot der Herren bei der Europameisterschaft und dann der Ausrüster-Wechsel von Adidas zu Nike.
Die einen wittern ein politisches Statement zugunsten der Transsexualität und sehen sich darin bestätigt, dass die wokeness in alle Bereich unseres Lebens vordringt. Die anderen sehen einen „unpatriotischen Akt“ darin, dass ein ausländisches Unternehmen begünstigt wird. Freier Markt hin oder her – irgendwo muss Schluss sein!
Der Deutsche Fußball-Bund freut sich derweil darüber, dass die Kassen klingeln. So haben doch alle was davon. Außer dem, um den es eigentlich geht: der Sport.
Georg Rieger, Nürnberg
Der CDU-Spitzenkandidat in Thüringen, Mario Voigt, will sich „nicht an der AfD vorbeimogeln“ und fordert daher seinen Kontrahenten Björn Höcke zum TV-Duell heraus. „Wer Höcke schlagen will, muss mit ihm reden“ titelt der Spiegel über eine Kolumne.
Da verfängt offensichtlich das alte Motiv des einsamen Ritters: Er stellt sich dem für alle gefährlichen Drachen stellt und will ihm den Garaus machen. Wie im Märchen gibt es natürlich auch Warnungen: Lass es! Du hast keine Chance. Wenn du ihm ein Argument abschlägst, kommen drei neue. Doch der tapfere Held wittert die Chance, sich unsterblich zu machen, wenn er das Untier besiegt.
Warum es nicht gelingen wird? Das wissen wir selber aus unzähligen Diskussionen mit Menschen, die Fakten nicht anerkennen, sondern einfach immer wieder behaupten, was längst widerlegt ist. Solche Schaukämpfe können nicht gelingen. Aber es braucht wohl noch einige Ritter (und gelegentlich auch Ritterinnen), die es probieren müssen. Leider machen sie den Drachen dadurch immer selbstbewusster.
Georg Rieger, Nürnberg
„Wir wissen auch, dass Menschen regelmäßig jemanden umbringen. Deswegen legalisieren wir Morde trotzdem nicht.“ Mit diesem Argument kämpft die CSU-Politikerin Dorothee Bär gegen die Freigabe von Cannabis. Nicht nur der Konsum, sondern auch der Eigenanbau der Pflanzen sollen – in einem begrenzten Maß – erlaubt werden.
Bedenken gibt es viele und manche auch begründete. Aber eben auch solche schiefen Vergleiche und falsche Informationen, zum Beispiel darüber, was die Legalisierung in anderen Ländern angeblich angerichtet habe. Und immer wieder kommt das wissenschaftlich widerlegte Argument, das Kiffen sei der Auftakt zu einer Drogenkarriere.
Die Legalisierung hat nicht die Absicht, den Konsum zu erleichtern. Die Beschaffung ist eh kein wirkliches Problem. Ein großes Problem ist aber die Qualität dessen, was auf bisher illegalem Weg zu bekommen ist. Da wird gestreckt und vermengt – auch billige synthetische Drogen oder andere pflanzliche Halluzinogene werden beigemischt. Aus der Illegalität erwachsen die wirklichen gesundheitlichen Risiken. Die Straffreiheit eröffnet ganz andere Möglichkeiten der Kontrolle, der Aufklärung und der Prävention.
Georg Rieger, NÜrnberg
Eine weitere Idee, Asylsuchende zu schikanieren, hatte der Landrat des Saale-Orla-Kreises Christian Herrgott. Er will Bewohner*innen von Gemeinschaftsunterkünften zu gemeinnützigen Arbeiten verpflichten. Das wird so voraussichtlich nicht kommen, weil Zwangsarbeit in Deutschland verboten ist . Art. 12 Absatz 2 Grundgesetz: „Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden, außer im Rahmen einer herkömmlichen allgemeinen, für alle gleichen öffentlichen Dienstleistungspflicht.“
Die vorgeschlagenen Betätigungen sind keine, die nicht von regulär Arbeitenden verrichtet werden könnten. Deshalb wäre außerdem der Mindestlohn fällig.
Gleichzeitig wird Asylsuchenden in Deutschland in ihrem Verfahren lange Zeit keine Arbeitserlaubnis erteilt und werden Sprachkurse verweigert, um eine frühzeitige Integration zu verhindern. Das Bild des arbeitsscheuen Geflüchteten wird also produziert, um es dann gegen diese Menschen zu benutzen und sie zur Arbeit zu zwingen.
Georg Rieger