JOHANNES ALTHUSIUS (1557–1638)

Johannes Althusius (1557–1638) zählt ohne Zweifel zu den berühmtesten Einwohnern Emdens – das nach ihm benannte Gymnasium legt davon Zeugnis ab, ebenso die Althusius Straße. Ab 1604 lebte der Gelehrte von europäischem Rang in Emden.

Selbstverständlich verfügt die Johannes a Lasco Bibliothek über eine stattliche Zahl von Ausgaben seiner Werke, zu denen das hier vorgestellte gehört. Sein Titel ist Programm: „Gerechtigkeitslehre in drei Büchern, die das ganze und vollständige Recht methodisch geordnet enthalten, dessen wir uns bedienen“ – so die Übersetzung des Titels, in dem Latein und Griechisch merkwürdig gemischt sind: „Dicaeologicae libri tres: Totum et universum ius, quo utimur, methodice complectentes“. Erschienen in Herborn im Jahre 1619.

Althusius war Jurist. Das Problem, das er bereits in seiner ersten Veröffentlichung in Angriff nahm und zu lösen versuchte, bestand darin: Wie lässt sich der unübersichtliche Stoff aus all den Urteilen, auf denen die Rechtsprechung basiert, gliedern? Wie kann man sichern, dass einem nichts entgangen ist?

Man braucht nicht nur ein gutes Gedächtnis, man braucht vor allem die methodische Ordnung, der das Material unterworfen wird. Althusius fand sie, wie viele seiner Zeitgenossen, in der Philosophie des französischen Philosophen Pierre de la Ramée (1515–1571). Charakteristisch für die Bücher vieler Gelehrter des 16. und 17. Jahrhunderts ist die Gliederung in Begriffspaare: In dem sich verzweigenden „Baum“ ist für alles und jedes Platz. Wenn man weiß, wohin etwas gehört, weiß man, „was der Fall ist“, d.h. worunter es eben fällt.

„Gerechtigkeitslehre“: der griechische Ausdruck ersetzt hier das gängige Wort „iustitia“. Sie besteht, so erklärt Althusius, darin, „das Wissen um das Recht im menschlichen Zusammen-leben gut anzuwenden“ bzw. „das Wissen um das, was für das Zusammenleben erforderlich ist, und um das Recht gut auszuüben“. Die „Justiz“ ist also nicht einfach die Durchsetzung von Vorschriften, sondern sie ist an der Gerechtigkeit (lateinisch: iustitia) orientiert, die für das Zusammenleben von Menschen unabdingbar ist.

Der Stadt Emden hat Althusius mit seiner „Gerechtigkeitslehre“ ein gewaltiges Denkmal gesetzt. Denn gewidmet hat er sie den Ratsherren dieser Stadt, die, wie es im Vorwort heißt, das volkreiche Gemeinwesen in den so schwierigen, gefährlichen und bedrängenden Zeiten mit Entschlusskraft und Klugheit lenken und Schaden von ihm abwenden würden. Althusius wird bis zum heutigen Tage gelesen. Das Denkmal, das er der Stadt gesetzt hat, deren Bürger er 34 Jahre lang gewesen ist, ist bis heute sichtbar, und zwar überall, wo seine Lehre von der Gerechtigkeit studiert wird.

 

Dr. Michael Weichenhan

 

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